Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern und das kleine Latinum
In einer funktionierenden Symbiose vieler verschiedener Individuen ist es nur allzu verständlich, dass der Orkus periodisch von den (jedesmal enormen und lemurenhaften) Fäkalien gereinigt werden muss. Muttern weiß, was Fakt ist: diese Arbeit ist ebenso stupide wie substanziell, ergo beginnt sie das Objekt mit gerade noch akzeptablem Optimismus zu reinigen.
Zwar ruft der intolerabel intensive, ja bestialische Geruch der menschlichen Exkremente einen inneren Disput, um nicht zu sagen Würgereiz in ihr hervor, doch professionell überwindet sie diesen psychischen und physischen Konflikt, indem sie mit einer Dosis Domestos nachhilft. Auch die Gäste des heutigen Abends würden das Inventar ihres Bades aufsuchen und als Prinzipalin des Domizils achtet sie sehr darauf, dass neben dem leiblichen Wohl auch für eine adäquate Suspension der Genüsse gesorgt wird. Ja, Muttern ist eben eine Frau der Superlative: individuell, intelligent, intuitiv und natürlich mit dem nötigen Charisma einer attraktiven, sympathischen und modernen Frau von Heute versehen. Nein, sie wird nicht der Staubsauger-Lethargie beiwohnen, der sich so manche apathische Hausfrau hingibt. Sie schrubbt pedantisch mit der Klobürste und ärgerte sich schon insgeheim, dass die männlichen Personen ihres Haushaltes, also die Machos, ihre Virilität nicht in den Griff bekommen und somit Mutterns Reinigungsaktionen heute wieder mal ignorieren werden. Sie hasst Stehpinkler! Sie besieht sich das Resultat „Ein so schön sauberes Klo!“ und seufzt „Suum cuique.“
Ja, jedem das Seine, Muttern!



© Marie Theres Kroetz Relin 2004- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 42
 
< Zurück   Weiter >
2017 Marie Theres Kroetz Relin
WEB-Design - Martin Wagner - PHP,MYSQL,Joomla