Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern und good bye, Baby
„Wahnsinn!“ schimpft Muttern und schlägt die Zeitung zu. „Der Fernseher ist doch schon zum Babysitter Nummer Eins avanciert! Aber dem nicht genug: nun soll auch noch maßgeschneidertes Baby-TV den Laufstall erreichen! Die rund zwei Millionen starke Zielgruppe im Alter von null bis drei Jahren soll jetzt mit einem eigens von Experten entwickeltem Programm "versorgt" werden!“

Muttern sitzt in der Frühlingssonne und grübelt über dem Artikel: “Eine sichere, kleine Welt, perfekt gestaltet für die Entwicklung und den Forscherdrang des Kleinkindes“ - das soll das neue Fernsehangebot darstellen? Inklusive Einschlafprogramm! Na Klasse! Diesmal stammt die Schnapsidee aber nicht aus den USA, sondern aus Israel- dort der erfolgreichste Bezahlsender des Landes!“ Ihr Blick entdeckt die ersten Krokusse. Sie liest weiter: „Andererseits steht hier auch das neueste Ergebnis einer Studie: Kinder, die in den ersten Lebensjahren vernachlässigt werden tragen physische und psychische Folgen davon. Das Fehlen einer liebevollen Bezugsperson beeinflusst die Produktion der Hormone Vasopressin und Oxytocin, die eine wichtige Rolle bei der Entstehung sozialer Bindungen spielen. Die Verhaltenssysteme des Gehirns werden durch die Art und Qualität der kindlichen Umwelt selbst biologisch geformt!“ Sie seufzt. „Eben. Gebührenpflichtiges Baby- TV? Nicht einmal umsonst soll es den der Tod der kindlichen Phantasie geben! “
Na dann, good bye, Baby!


© Marie Theres Kroetz Relin 2006- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 15 

 
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