Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Weibsstück - Mutterkompass

Bis dato habe ich mich wenig mit den Himmelsrichtungen beschäftigt. Zwar lernte ich brav – im Osten geht die Sonne auf, im Süden nimmt sie ihren Lauf, im Westen wird sie untergehen, im Norden ist sie nie zu sehen –, aber wenn ich oben auf dem Berg saß und mein Fluglehrer mir erklärte, dass der Wind aus 225 Grad kommt, galt mein erster Gedanke der Temperatur meines Backenofens. Kurz: Für eine angehende Gleitschirmfliegerin war das zu wenig. Die Prüfung stand vor der Tür, mein altes Hirn musste Meteorologie, Aerodynamik und Co. büffeln (übrigens, ich hab bestanden, bin sozusagen eine Pilotin theoretischer Natur) und seitdem renne mit einem Kompass durch die Gegend. Interessant, wenn man in Hightech-Zeiten auf ein Gerät zurückgreift, dass es schon seit einem Jahrtausend gibt: Splitter von Magneteisenstein drehten sich in Nord-Süd-Richtung, später wendete sich die Nadel dem magnetischen Nordpol zu.
Jetzt haben Forscher festgestellt, dass Kühe einen inneren Kompass haben. Anhand von Satellitenbildern wurden Rinderherden beobachtet und die Wiederkäuer hatten eine Vorliebe gemeinsam: Beim Fressen und Schlafen richteten sie sich in Nord-Süd-Richtung aus. Der Magnetsinn wird bei Säugetieren in der Hornhaut des Auges vermutet, welches eisenhaltige Partikel enthält. Ergo müsste der Mensch auch über einen inneren Kompass verfügen. Und ich Rindvieh beschäftige mich erst jetzt mit meinen Sinnen! Dabei sollte frau einfach wissen, woher der Wind weht.



© M.Th. Kroetz Relin 2008- erschienen in "Die Aktuelle"   Heft 37 
 
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