Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Weibsstück: Die Navigatorin
Mein Orientierungssinn ist perfekt: man setze mich mit einer Karte in einer fremden Stadt aus und ich finde überallhin. Heute nicht. Man hat mir freundlicherweise einen High-Tech-Leihwagen gegeben und ich bin verloren. Ich brauche 30 Minuten, nur um mich mit der Technik anzufreunden. Früher startete man das Auto mit einem Schlüssel, heute mit einem Knopf. Ich starte das „Navigational Satellite Timing and Ranging - Global Positioning System“ - klingt irre, nicht? -kurz GPS. Und weil das GPS immer zu mindestens 4 von 31 Satelliten Kontakt hält, die derzeit die Erde in einer Höhe von 20.183 km umkreisen, erklärt mir jetzt eine freundliche Stimme den Weg. So ein Satellit kostet übrigens „nur“ 60 Millionen EUR. Erfunden wurde das Ganze natürlich zu militärischen Zwecken und seit Mai 2000 ist die ursprünglich künstliche Ungenauigkeit vom US-Militär abgeschaltet, so dass der normal sterbliche Bürger bis auf eine Genauigkeit von zirka 15 m geortet werden kann. Das ist zwar ist praktisch, wenn das Auto geklaut wird, aber ansonsten löst das in mir Unbehangen aus. Die Menschheit wird von unsichtbaren Signalen kontrolliert, und das Schlimmste daran ist, dass wir auf diesen Komfort nicht mehr verzichten wollen! „Biegen Sie nach links ab.“ - „Halt den Schnabel!“ Ich schalte das Ding aus und vertraue auf meinen Orientierungssinn und die gute alte Karte!
„Ich bleibe selbst die Navigatorin meines Verstands- und meiner Sinne!“


© M.Th. Kroetz Relin 2007- erschienen in "Die Aktuelle"   Heft 50
 
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