Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern und das täglich Brot
Mülleimer auf und schwupps, weg damit! Sonst geht das automatisch, aber diesmal hält Muttern inne und starrt auf die weggeworfenen Lebensmittel. „Oh nein. Wie oft werfe ich altes Brot weg? Ich sollte mich schämen! Naja, meistens versuche ich aus den Resten etwas zu zaubern. Aber manchmal kann ich einfach keine Reste mehr sehen. Warum kaufe ich nur immer zuviel Brot?“ Sie lässt die Klappe des Mülleimers niedersausen. „Was für eine Lebensmittel-Vernichtung! Dabei zeigt ein Bericht der Ernährungsorganisation der Vereinten Nationen die absurde Aufteilung zwischen Industriestaaten und Dritte-Welt-Ländern: einem Menschen stehen täglich durchschnittlich 2720 kcal zur Verfügung. Ha! Diese Zahl verdeckt aber, dass ein Bürger in Somalia nur 1580, einer in Dänemark aber 3780 kcal zu futtern bekommt! Kranke Welt! Bei den Armen führt die einseitige Unterernährung durch Getreideprodukte zum Hungertod während die Reichen durch einseitige Überernährung an Herz- und Kreislauferkrankungen sterben!“ Sie seufzt. „Und dann haben Umfragen ergeben, dass 40 Prozent der Schwangeren eine genetisch erkennbare Veranlagung des ungeborenen Kindes zum Übergewicht schon als ausreichende Indikation für eine vorsorgliche Abtreibung ansehen! Ist das die Lösung der Überernährung? Und die Kinder in Afrika sind verurteilt erst geboren zu werden, um dann zu hungern!“
Muttern senkt verschämt die Augen: „Vater, gib allen Menschen unser täglich Brot. Bitte!“


© Marie Theres Kroetz Relin 2006- erschienen in "Die Aktuelle" Heft Nr. 10
 
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