Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
BILD- Erotik Bibliothek 1- Knallfrösche im Hirn
Sommer! Urlaub! Lesen!
Aber ausgerechnet erotische Literatur? Warum nicht, wenn sie gut geschrieben ist. Lesen bedeutet Arbeit fürs Hirn. Die eigene Phantasie ist verantwortlich für die Bilder, die in unserem Kopf entstehen und die uns in andere Welten tragen. Ganz im Gegensatz zu dem Billig-Gestöhne, das sich via Mattscheibe heutzutage in jedem Wohnzimmer (ungewollt?) breit macht - selbst wenn man weiter zappt.

Unvoreingenommen, quasi so, wie die Jungfrau zum Kinde kam, tauche ich ein in das Abenteuer Erotik-Buch. „Verbotenes Verlangen“ (Exit to Eden) von Anne Rampling:
Mit mulmigem Gefühl erwartete ich einen Sado-Maso-Roman und entdeckte - zu meiner Überraschung - eine höchst romantische und offenherzige Love-Story, in wunderbar erzählerischer Sprache geschrieben, garniert mit üppig wuchernden und gewagten Bildern, die keine Grenzen kennen. Im Grunde handelt die Geschichte von Lisa, der Domina und Elliot, dem Sex-Sklaven. Beide leben die selbst auferlegten „Fesseln“ ihres Verlangens, sind Sklaven und Grenzgänger ihrer Lust. Der S & M-Club auf der Insel Eden ist für sie Alltag und Zuhause. Zumindest war er das, bis die beiden sich begegnen. Bis die Liebe auf den ersten Blick einschlägt - „Knallfrösche im Hirn, die zu tausend Explosionen führen.“ - und ihr „normaler“ Alltag total durcheinander gerät. „Es ist nichts Obszönes daran, wenn zwei Menschen im Schlafzimmer versuchen, durch sadomasochistischen Sex die symbolische Befreiung von ihren sexuellen Aggressionen zu finden. Obszön sind jene, die tatsächlich vergewaltigen, töten, Dörfer bombardieren, Busse voll unschuldiger Menschen in die Luft jagen und unwiderruflich zerstören.“, verteidigen beide ihr Verlangen. Es ist aber dann doch die reine und unschuldige Liebe, die die Ketten der Obsessionen in ihren Köpfen sprengt. Die Sehnsucht nach dem Eins-sein lässt sie beide von der Insel fliehen - eine Flucht in eine, für beide zu Beginn noch „verbotene“, leidenschaftliche und romantische Liebe.
Hinter Anne Rampling versteckt sich die US-amerikanische Besteller-Autorin Anne Rice (65), ein weiblicher Stephen King, spezialisiert auf Vampir- und Schauerromane. Erst Mitte Dreißig, als ihre sechsjährige Tochter an einer seltenen Blutkrankheit starb, fing sie an zu schreiben. Sie schrieb sich ihre Angst vor dem Tod von der Seele und landete mit ihrem Debüt-Roman „Gespräch mit einem Vampir“ einen weltweiten großen Erfolg. Hat Rice von Vampiren genug, verwandelt sie sich in Rampling und ergründet die andere Seite unseres Daseins: „Frauen wollen Pornographie schreiben und sie wollen sie lesen“, sagt sie.
Klingt logisch, wenn eine spannende Frau wie sie die Widersprüche ihres Ichs nicht nur hervorragend beschreiben kann, sondern vor allem auch lebt!


Heute beginnen die erotischsten (Lese-)Wochen des Jahres – BILD und die Verlagsgruppe Random House starten die BILD Erotik-Bibliothek!
Marie Theres Kroetz Relin stellt exklusiv die neun Bände jeden Dienstag in BILD vor, informiert über die Autoren, die Entstehung und die Hintergründe der Bücher. Und sie sagt, was ihr gefällt, was nicht, wem sie den jeweiligen Band empfiehlt und wem sie von der Lektüre eher abrät.
Heute:
Gewagte Bilder von Grenzgängern der Lust

© Marie Theres Kroetz Relin erschienen in BILD   am 18.07.06

 
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