Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern und das Kunstsüppchen
Muttern steht am Herd, aus dem Radio ertönt Wolfgang Amadeus Mozart. Sie rührt im Takt in ihrer Suppe und spricht mit dem Kochtopf: „Ist das nicht wunderbar, Wolferl? Kunst macht Politik! 

Wenn du das erlebt hättest: Man nehme eine drei Jahre alte Inszenierung, den „Idomeneo“ unter der Regie von Hans Neuenfels. In der Oper wird der abgeschlagene Kopf des islamischen Propheten Mohammed neben den ebenfalls abgeschlagenen Köpfen von Jesus Christus, Buddha und Neptun gezeigt. (Steht zwar im Libretto nicht drin, ist aber dafür „modern“). Dann sorge man für eine ältere, mitdenkende Abonnentin bei der Deutschen Oper Berlin, würze dies mit der emsig geschürten Angst vor Terroranschlägen und melde es dem Berliner Innensenator und dem Landeskriminalamt. Diese äußern ihre Bedenken vor „gewalttätigen Aktionen". Man setze die Oper noch vor der geplanten Wiederaufnahme ab und sofort brodelt das Süppchen auf höchster Flamme (Immerhin leben 3,5 Millionen Muslime in Deutschland). Die größte Boulevardzeitung machte die Absetzung der Oper zur Schlagzeile, eine weltweite Welle der Empörung über die Kunstfreiheit wird ausgelöst, aber mit einem wunderbaren Fazit: nach der ersten deutschen Islamkonferenz wollen nun alle Teilnehmer gemeinsam mit Innenminister Wolfgang Schäuble die umstrittene Inszenierung gucken gehen. Genial!“
Leckeres Kunstsüppchen, Muttern!
Verfeinert mit Mozarts Original Zitat: "Gemeint und geschissen ist zweyerlei."
Eben, Wolferl!


© Marie Theres Kroetz Relin erschienen in "Die Aktuelle" Heft 41

 
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