Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Weibsstück - Indisches Märchen
„Die Trommeln erscheinen betörender aus der Ferne“ besagt ein indisches Sprichwort. Ein Paukenschlag in Hollywood löst Jubel aus, ein Film zeigt Realitäten und zeitgleich wird ein Märchen wahr: „Slumdog Millionaire“ sahnt in Los Angeles acht Oscars ab! Indien ist für mich das schönste und lehrreichste Land der Welt. Nie habe ich in einer „Demokratie“ so viel Reichtum und Armut eng miteinander leben gesehen. Ich kenne die Slums, die Kinder, die darum betteln, Schuhe putzen zu dürfen, einen Kugelschreiber erhoffen und mit ein paar Rupies glücklich davon rennen. 22,6 % von Indiens Stadtbewohnern leben in Slums! Ein ewiger Kampf ums Überleben. Und trotz der Armut sind die Inder farbenfrohe, herzliche und stolze Menschen! Das Tier ist heilig, Kühe auf der Straße werden von Autos umfahren, Ameisen werden mit Mehl gefüttert, und selbst wenn eine Ratte dein Hotelzimmer mitbewohnt – so wie es mir passierte – und du dich bei der Hoteldirektion beschwerst, heißt es indisch-höflich: „Sorry Miss, rats are holy.“ Die bunten Saris, die Blumenpracht und sogar der Tod … Nie habe ich eine so friedliche Bestattung wie am Ufer des Ganges erlebt. Frauen waschen Wäsche, Kinder spielen, und leise wird neben den Lebenden blumenreich der Verschiedene verbrannt. Die trauernde Familie sitzt 8 Stunden dabei, isst und trinkt. Und wenn die Asche des Toten das Wasser des Flusses berührt, wissen sie, dass er wiedergeboren ist.
Indien kann man nicht erklären, nur erleben.

© M.Th. Kroetz Relin 2009- erschienen in "Die Aktuelle"   Heft 10
 
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