Antlitz ohne Grenzen – Retrospektive Maria Schell

Wenn mir nicht eine liebe Freundin den heutigen Artikel im Berliner Tagesspiegel zugeschickt hätte, hätte ich wohl nie von der großartigen Retrospektive im Zeughauskino erfahren! Einige Filme kenne ich gar nicht, wie z.B. 99 Women … (Programm siehe unten).

Ich freue mich sehr über diese Hommage an unsere Mutter!

 

 

 

 

ANTLITZ OHNE GRENZEN

RETROSPEKTIVE MARIA SCHELL

Ein „Antlitz ohne Grenzen“ zeige uns Maria Schell in Robert Siodmaks Die Ratten. So bewarb das Presseheft der CCC 1955 den Film und seine Hauptdarstellerin und meinte damit in erster Linie die Bandbreite an Gefühlen, die die Schweizer Schauspielerin in raschem Wechsel verkörpern konnte. Aber in der Formulierung liegt mehr. Die Popularität von Schells Gesicht war nicht auf die nationalen Grenzen Deutschlands beschränkt, Maria Schell hatte bis Mitte der 1950er Jahre bereits in Österreich, der Schweiz, Frankreich und Großbritannien gedreht. Ein Jahr später gelang ihr mit Gervaise der internationale Durchbruch und kurz darauf der Sprung nach Hollywood. Maria Schell war in der Nachkriegszeit der erste grenzüberschreitende Star deutscher Sprache, ihre exzessiven Darstellungen riefen international erstaunte Reaktionen hervor. Das Magazin Time nannte sie 1958 „eine Diva im großen, beinahe vergessenen Stil“, in Deutschland sprach die Kritik gerne vom „Seelchen“ oder „Monster.“

Die 1926 geborene österreichisch-schweizerische Schauspielerin stieg in den 1950er Jahren schnell zum Star auf. Die deutsche Schauspielkonvention durchbrach sie mit einem intensiven und ausdrucksstarken Spiel, verbunden mit ihrem Markenzeichen: der jähe Wechsel von tiefster Verzweiflung zum überbordenden Lebenswillen, vom Lachen zum Weinen. Von Beginn an drehte sie auch in Großbritannien. In Frankreich wurde man nach Die letzte Brücke auf sie aufmerksam. In Hollywood spielte sie in Filmen, die das Äußerste an Künstlichkeit wagen, und traf auf junge Kolleginnen und Kollegen, die mit ihr die ungeheuerliche Verausgabung beim Spielen teilen.

Schells steile internationale Karriere knickte mit dem Ende des klassischen Starsystems ein, doch blieb ihr Wirken weiterhin symptomatisch für die filmkulturellen Trends der Zeit – über Landesgrenzen hinweg. Sie spielte im jungen bundesdeutschen Fernsehen, in Formaten wie Derrick und TV-Theateradaptionen, drehte in Frankreich Komödien und in Spanien für Jess Franco. Heute scheinen ihr Schaffen und die damals radikale (und noch immer aufregende) Stärke ihres Stils vergessen zu sein. Lässt man sich erst auf die Hemmungslosigkeit Maria Schells ein, ist eine Kinotradition wiederzuentdecken, die zuweilen befremden mag, weil sie viel wagt, die erstaunt, weil sie den Mut zu einem Einsatz ohne Grenzen hat.

 

UNE VIE – EIN FRAUENLEBEN

FR/IT 1958, R: Alexandre Astruc, 81′

Mittwoch, 16. Januar 2019 20.00 Uhr

 
 

DIE LETZTE BRÜCKE – POSLEDNJI MOST

AT/YU 1954, R: Helmut Käutner, 104′

Freitag, 18. Januar 2019 20.30 Uhr

 

DER BESUCH DER ALTEN DAME

BRD/CH 1982, R: Max Peter Ammann, 145′

Sonntag, 20. Januar 2019 18.30 Uhr

 

THE HANGING TREE

US 1959, R: Delmer Daves, 103′

Donnerstag, 24. Januar 2019 20.00 Uhr

 

99 WOMEN – DER HEISSE TO

ES/IT/BRD 1969, R: Jess Franco, 85′

Dienstag, 29. Januar 2019 20.00 Uhr

 

THE BROTHERS KARAMAZOV

US 1958, R: Richard Brooks, 145′

Mittwoch, 30. Januar 2019 20.00 Uhr

 

ICH BIN AUCH NUR EINE FRAU

BRD 1962, R: Alfred Weidenmann, 89′

Donnerstag, 31. Januar 2019 20.00 Uhr

 

DERRICK: KLAVIERKONZERT / KOJAK: THE PRINCESS AND THE PRIDE

BRD 1978, R: Helmuth Ashley, 60′ / US 1976, R: Charles S. Dubin, 43′

Freitag, 01. Februar 2019 21.00 Uhr

 

DIE RATTEN

BRD 1955, R: Robert Siodmak, 97′

Sonntag, 03. Februar 2019 16.00 Uhr

 

DIE RATTEN

BRD 1955, R: Robert Siodmak, 97′

Donnerstag, 07. Februar 2019 20.00 Uhr

 

DR. HOLL

BRD 1951, R: Rolf Hansen, 101′

Dienstag, 19. Februar 201920.00 Uhr

 

SO LITTLE TIME – WENN DAS HERZ SPRICHT

GB 1952, R: Compton Bennett, 88′

Donnerstag, 21. Februar 2019 20.00 Uhr

 

NINETEEN NINETEEN

GB 1985, R: Hugh Brody, 99′

Freitag, 22. Februar 2019 19.00 Uhr

 

PACK DEN TIGER SCHNELL AM SCHWANZ – LE DIABLE PAR LA QUEUE

FR/IT 1969, R: Philippe de Broca, 98′

Freitag, 22. Februar 2019 21.00 Uhr

 

GERVAISE

FR 1956, R : René Clément, 122′

Samstag, 23. Februar 2019 20.00 Uhr

 

DR. HOLL

BRD 1951, R: Rolf Hansen, 101′

Sonntag, 24. Februar 2019 18.00 Uhr

Quelle: ZEUGHAUSKINO