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Woman.at - „Wegen dem Sex brauch ich keinen Mann“

Ihre Kinder sind aus dem Haus und heuer feierte die Power-Frau Marie Theres Kroetz Relin ihren 50. Geburtstag. Doch vom Leeren-Nest-Syndrom oder Wechseljahre-Blues keine Spur ...

 

Was man über Marie Theres Kroetz Relin sagen kann? In erster Linie, dass der Tochter von Weltstar Maria Schell und Regisseur Veit Relin Oberflächlichkeit fremd ist und sie sich für alles, was ihr wichtig ist, mit großer Leidenschaft einsetzt. Sei es als Schauspielerin , Buchautorin oder „Hausfrauenrevoluzzerin“. Denn seit 2002 macht sich die dreifache Mama für die Aufwertung von Müttern stark. Marie Theres die zwischen ihren Wohnorten auf Teneriffa und im Chiemgau bei München pendelt, ist es auch gelungen, nach ihrer Scheidung eine innige Freundschaft mit ihrem Ex-Mann Franz Xaver Kroetz, 70, zu bewahren: „Der war immer einmalig.“ Man hört ihr gerne zu, wenn sie erzählt – grad, erfrischend offen und das im schönsten Bayerisch. 

„Ich habe mein Leben lang gearbeitet und bekäme jetzt 500 Euro Pension“

Woman: Vor zwei Jahren ist nach Ihren beiden Töchtern Ihr Sohn ausgezogen. Spüren Sie das Leere-Nest-Syndrom?

 

Kroetz-Relin: Nein, nicht mehr. Aber als Ferdinand, 21, von Teneriffa meinen Töchtern Josephine, 28, und Magdalena, 24, nach München gefolgt ist, war plötzlich mein Lebensinhalt weg. Aber ich habe schnell erkannt, dass es ein Leben danach gibt. Ich bin ja sehr aktiv. Auf Teneriffa besuche ich einen Salsa-Tanzkurs, nehme Gesangs- und Schlagzeugunterricht und studiere.

 

Woman: Sie sind Studentin?

 

Kroetz-Relin: Ja, ich mache ein Fernstudium zur Heilpraktikerin. Nicht leicht, in meinem Alter ist Lernen schwierig. Das Hirn baut ja so schnell ab.

 

Woman: Und als Oma sind Sie sicher auch gefragt … ?

 

Kroetz-Relin: Und wie! Josephine hat mir vor eineinhalb Jahren mit Matilda eine große Freude gemacht. Ich wollte so gerne vor meinem Fünfziger ein Enkelkind. Witzige ist, dass man von einem Tag auf den anderen nur mehr Großmutter ist und zwar nicht nur für die Kleine, sondern auch für die anderen. Aber das ist okay. Und wenn jemand sagt - „Aber geh’, Du bist doch viel zu jung, um Oma zu sein.“ - dann freue ich mich, denn genau das will ich hören.

 

Woman: Was sind für Sie die größten Unterschiede zur Mutterrolle?

 

Kroetz-relin: Bei Matilda hole ich mir viele Bussis ab und fürs Krisenmanagement gebe ich sie wieder zurück zu ihrer Mama. Man ist einfach entlastet. Wenn ich Kolleginnen in meinem Alter sehe, die noch selbst kleine Kinder haben, denke ich mir immer, dass ich das nicht mehr könnte! Wie habe ich das nur mit Dreien geschafft? Muttersein ist ein Fulltime-Job.

 

Woman: Sie sind heuer 50 geworden. Schon im Wechseljahre-Blues?

 

Kroetz-Relin: Bis jetzt nicht, obwohl man darüber nur Schauermärchen hört. Dennoch denke ich, dass diese gravierende Veränderung im Leben einer Frau als Neuanfang gewertet werden sollte. Ich habe meine Kinder ins Leben gut entlassen und akzeptiere, dass jeder seine Wege geht. Nun auf zu neuen Ufern!

 

Woman: Sie haben sich vor 14 Jahren mit der „Hausfrauenrevolution “ für Mütter stark gemacht. Wie stehen Sie heute dazu?

 

Kroetz-relin: Das Traurige ist: Es hat sich nichts verändert! Ich denke noch genauso wie damals. Da war ich noch mittendrin mit Kleinkinder betreuen, Geld ranschaffen, Kochen. Meine Tochter ist jetzt mit ihrem Kind mit den gleichen Problemen konfrontiert. Kinder sind ja für Frauen fast eine Armutsfalle. Wenn man als Mama beruflich länger pausiert, schafft man den Wiedereinstieg nur schwer. Wer aber nicht oder kaum arbeitet, erhält später keine Pension. Ich würde jetzt gerade mal 500 Euro bekommen. Hallo! Ich habe mein Leben lang gearbeitet, immerhin habe ich drei Steuerzahler herangezogen. „Hausfrau-Sein“ müsste als Beruf anerkannt werden, denn wohlgemerkt: Ohne Mütter gibt es auch keine Gesellschaft! 

 

Woman: Also keine gesellschaftliche Stärkung der Frauen in Sicht?

 

Kroetz-relin: Aber geh, woher? Erst kürzlich haben sich Leute, auch Frauen, in Budapest über eine Mutter beschwert, die bei einem „McDonald’s“ gestillt hat. Na gibt’s denn so was? Sonst schwappen die Titten im Fernsehen über und keiner regt sich auf. Und bei einer stillenden Mutter kriegt man die Krise! Aus Protest gab’s dann Massenstillen – klasse, wenn Frau sich wehrt!

 

Woman: Welche Werte haben Sie Ihren Kindern vermittelt?

 

Kroetz-relin: Ihre Phantasie und Kreativität nützen. Bei uns gab es keinen Fernseher. Stattdessen haben wir viel gelesen, getanzt und gebastelt. Und familiärer Zusammenhalt ist wichtig. Das ist schön zu beobachten: Wenn es einem von ihnen schlecht geht, fragen die anderen sofort wie sie ihm helfen können.

 

Woman: Haben Sie vieles besser gemacht, als Ihre eigene Mutter?

 

Kroetz-relin: Das kann ich nicht sagen. Meine Mama war zu ihrer Zeit eine alleinerziehende Karrierefrau, die sehr viel unterwegs war und Geld verdienen musste, um ihren hohen Lebensstandard zu halten. Ich war dann bei meiner Oma. Von ihr habe ich meine soziale Ader. Aber wenn meine Mutter da war, dann war sie die beste Mama der Welt.

 

Woman: Wie stark ist nach dem Tod der Mama und Ihres Onkels Maximilian der Zusammenhalt im Schell-Clan?

 

Kroetz-Relin: Sehr gut. Es gibt immer wieder große Feste mit über 100 Leuten. Mit manchen versteht man sich besser, mit anderen weniger - wie in jeder Familie.

 

Woman: Pflegen Sie auch Kontakt zu Iva Schell, Maximilians Frau?

 

Kroetz-Relin: Aber ja, das ist eine ganz Liebe. Erst letzte Woche war sie mit ihrem Baby bei mir in Bayern. Sie ist eine super Mama. 

 

Woman: Sie sagten einmal, Sie geben sich nur mit netten Männern ab. Wie viele haben Sie nach Ihrer Scheidung vor zehn Jahren kennengelernt?

 

Kroetz-Relin: Einige, Ältere, Jüngere, aber etwas G’scheites war noch nicht dabei. Der Kroetz war einzigartig und ist nur schwer zu toppen. Aber ganz ehrlich: Ich liebe meine Unabhängigkeit und wegen dem bisserl Sex kommt mir kein Mann mehr ins Haus. Ich will die schönen Momente teilen, nicht den Alltagskram.

 

Woman: Kämpfen Sie nie mit Einsamkeit?

 

Kroetz-Relin: Nein, das ist man nur, wenn man sich zurückzieht. Aber ich bin sehr kommunikativ. Und jetzt brodelt es in mir nach intensivem Arbeiten.

 

Woman: Auch aus finanziellen Gründen?

 

Kroetz-Relin: No na ned! Oder arbeiten Sie just for fun? Ich brauche eh nicht viel zum Leben und bin in mehreren Berufen daheim. Zwischen Schreiben und Studium renoviere ich mein kleines Häuschen auf Teneriffa - ich bin eine gute Handwerkerin. Die Arbeit als Autorin erfordert Disziplin und Kreativität - ein risikoreicher und einsamer Job. Drum würde ich lieber mehr als Schauspielerin arbeiten. Zuletzt habe ich „Soko München“ gedreht. Am 23. Jänner gibt’s die Folge im ZDF. Ein Hörbuch ist in Planung und ein Kochbuch: „Leichte Küche für schwierige Männer.“

 
Das Interview führte Andrea Wipplinger für © WOMAN.at – erschienen am 10.11.2016 in Ausgabe 23.

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