Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern und die Rauchzeichen
„Ich geh mal für kleine Mädchen“ sagt Muttern zu ihren Freundinnen und macht sich im Restaurant auf den Weg. Vor den Toiletten überrascht sie ein spannendes Bild: eine Frau kniet vor dem Zigaretten-Automaten. „Was machen Sie denn da? Ist Ihnen schlecht?“ fragt Muttern. „Nein, ich versuche an Zigaretten zu kommen. Raucher müssen seit dem 1. Januar 07 per EC- oder Geldkarte belegen, dass sie schon 16 Jahre alt sind.“ 
Muttern ist irritiert. „Und nun knien Sie vor dem Automaten und beten „Vater unser, unser tägliches Nikotin gib uns heute“ ?“ Die Frau ist genervt. „Nein, meine EC-Karte hat keinen Chip mit integriertem Altersmerkmal und jetzt kann ich mir Dank des neuen Jugendschutzgesetzes keine Zigaretten rauslassen!“ sagt sie wütend und schlägt auf den Automaten ein. Dann macht sie ganz plötzlich eine Pause und fragt, fast mit einem Lächeln: „Vielleicht könnten Sie ja für mich eine Schachtel ziehen? Ich zahle Ihnen auch 50 Cent!“ Muttern zuckt mit den Schultern. „Ich würde Ihnen ja gerne helfen, aber ich lasse mir nicht gern in die Karten schauen, solange es sich vermeiden lässt. Denn was hier als „Jugendschutz“ getarnt wird, ist meiner Meinung nach die langsame Gewöhnung des Bürgers an ständige Kontrolle von oben! Unser Staat sollte doch gleich nach der Geburt den Babies einen Chip wie bei den Tieren unter die Haut jagen. Ganz nach dem Motto: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“
Aber einem genervten Raucher ist das alles egal und so verschwindet Muttern lieber auf dem stillen Örtchen.


© M.Th. Kroetz Relin 2007- erschien in "Die Aktuelle"   Heft 04
 
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