Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Marie Theres Kroetz Relin – Endstation Hausfrau.

„Meine Herren wünschen Sie sich für ihre Tochter, das Leben, das Ihre Frau bei Ihnen führt?“  (Helga Braun)

Ich hasse das Wort Hausfrau!
Mein Gott, wie ich dieses Wort hasse...
Das muss der liebe Gott wohl auch gehört haben, denn was macht er?
Er macht aus mir genau das!
Sowas passiert, wenn man etwas wirklich hasst: man wird zur ständigen Wiederholung gezwungen.
Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ausgerechnet das mir so verhasste Wort Hausfrau zum wichtigsten Begriff in meinem Leben werden sollte! Tja, frau soll eben nicht denken, oder?
Allein wie oft ich seither dieses Wort tippe, geschweige denn ausspreche! Nein, es ist wirklich eine Strafe. Oder eine Gehirnwäsche?
Seitdem ich mich bewusst mit diesem Wort beschäftige, hat sich mein Bewusstsein erheblich verändert.
Aber fangen wir doch ganz von vorne an. Was ist eine Hausfrau? Ich hole das Lexikon:
„Hausfrau→ die einen Familienhaushalt führende (Ehe) Frau; auch als Berufsbezeichnung gebraucht.
Trotz rechtlicher Anerkennung der grundsätzlichen Gleichwertigkeit der Tätigkeit im Haushalt und der außerhäuslichen Erwerbstätigkeit des Ehepartners (Eherechtsreform 1977) und trotz Erkenntnis der volkswirtschaftlichen Bedeutung der H.-Tätigkeit, ist deren gesellschaftliche Wertschätzung nach wie vor deutlich niedriger als die bezahlte Erwerbstätigkeit (siehe Hausmann).“
Mhm. Scheint ein neueres Lexikon zu sein. Meyers 2003. Aha. Suche nun bei Hausmann.
„Hausmann→ Mann der seine berufliche Tätigkeit eingeschränkt oder aufgegeben hat um einen großen Anteil an der Hausarbeit und der Erziehung der Kinder zu übernehmen. Als Bezeichnung in den frühen 1970er- Jahren analog zu Hausfrau gebildet.“
Sehr interessant. Mal gucken was Haushalt bedeutet:
„→ 1, Finanzwissenschaft“
Ach ne, der Haushalt bestimmt die Politik!
„2, Soziologie, Statistik (Privathaushalt“)
Tja, hier kommt auch nur das wirtschaftliche Interesse zu Wort! Fehlt nur noch, dass unsere Kinder als Humankapital bezeichnet werden... aber, das tun die werten Politiker sowieso schon! Schweinerei!
Das bringt mich auf eine Idee: ich sehe unter Haustier nach und muss feststellen, dass dem Haustier samt Literaturnachweisen 22 Zeilen gewidmet sind und der Hausfrau nur 11!
Na ja, immerhin haben wir satte 5 Zeilen mehr als der Hausmann.
Kleiner Trost.
Ich blättere weiter und stolpere über
„Haushaltsplan → franz. Budget – Etat“
Ha! Da haben wir’s! Wenn die werten Politiker so einen Haushaltsplan hätten wie wir Hausfrauen, gäbe es bestimmt nicht so viele schwarze Löcher in der Haushaltskasse!
Huch, was ist denn ein Hausmeier?
„Hausmeier→ Höchstes germanisches Hofamt. Die H. standen dem Hauswesen und den Domänen vor und führten z.T. auch die Truppen an. Am fränk. Königshof gelang es den H. aus dem Geschlecht der Karolinger, das Amt erblich zu machen. Im 7. Jh. hatten sie tatsächlich die Macht inne..“.
Ja, vielleicht bin ich ein Hausmeier?
Ich sehe im Internet nach und gebe das Wort Hausfrau ein. Schreck! Hier gibt es ja Millionen von Einträgen: Die Hausfrau als Schlampe, Hausfrau lässt die Möpse springen, geile Hausfrauen verwöhnen Dich...
Das darf doch nicht war sein!
Verzweifelt blättere ich in den Seiten... ganz selten blitzt mal irgendein seriöser Link über die Hausfrau auf. Ich bin wütend! Das ist ja gesellschaftliches Mobbing! Das hieße ja übersetzt, ich bin entweder ein nicht anerkanntes, flanell-leintuchgraues Hausmuttchen oder eine Schlampe!
Es wird wirklich Zeit, dass wir das Wort Hausfrau neu definieren, beschreiben und üben!
Raus aus der Endstation Hausfrau!
Darf ich bitten, werte Haus...ähm- wesen?


© Marie Theres Kroetz Relin 2004 - Auszug aus "If pigs could fly - Die Hausfrauenrevolution" Piper Verlag


 
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