Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Muttern und das Kreuz
„Jetzt beiß doch nicht immer auf dem Ärmelrand rum, das ist ja asozial! Wie bei einem Hartz-IV-Kind.“ schimpft Teenie ihren Bruder. Muttern reißt erbost die Augen auf: „Sag mal, wo kommt denn dieses widerliche Unwort her? - „Aus dem Bundestag.“, antwortet Teenie frech. „In der Schule hängt eine Mitteilung, dass „Kommunale Träger für Klassenfahrtkosten von Hartz-IV-Kindern zuständig“ sind. Wörtlich.“

Muttern bleibt die Spucke weg. „Ich versteh´ die Welt nicht mehr: Alle regen sich über die dümmlichen Äußerungen der „Apfel-Eva“ auf, die doch „nur“ ausdrücken wollte, dass Werte wie das Mutterdasein, „im Dritten Reich gefördert wurden." - aber niemand nimmt den Ausdruck „Hartz-IV-Kinder" wahr, der allen Ernstes vom Pressedienst des Deutschen Bundestages benutzt wird! Merkt eigentlich noch irgendjemand irgendetwas in diesem Land? Da sollten die Medien doch die Kirche im Dorf lassen. Obwohl: beim Thema "Braune Geschichte" kenne ich weder Kirche noch Dorf. Punkt. Trotzdem: in Deutschland herrscht bei Kindern Massenarmut! Rund 3 der 14,9 Millionen Kinder sind arm und etwa eine Millionen ist auf Sozialhilfe angewiesen! Von Regierungsseite einen Begriff wie "Hartz-IV-Kinder" in die Welt zu setzen, finde ich viel rassistischer und gefährlicher! Verstanden?“ Die Kinder nicken und Teenie lenkt schnell ab. „Apropos Kirche: Ronald Pofalla hat sich für das Anbringen von Kruzifixen in allen Schulen ausgesprochen.“
Ach Muttern, es ist ein Kreuz!

 

© M.Th. Kroetz Relin 2007- erschien in "Die Aktuelle"   Heft 38

 
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