Alle Bilder (c) Detlev Schneider;
Weibsstück- Reiselustig
Nach dem Motto: „Mutti darf auch mal raus!“ machte ich letztes Wochenende einen Kurzurlaub. Herrlich, einmal alleine durch unbekannte Strassen schlendern, in einem kleinen Café Zeitung lesen, keine Verantwortung im Schlepptau, durchatmen und sich weiblich fühlen. Aber blöd wie Muttis nun mal sind, denken sie trotzdem an die Kids. Also zumindest ich.

Ein Mitbringsel muss her für die Daheim- und in aller Welt Gebliebenen. Also steuerte ich das Einkaufszentrum an und wurde bei Ha & Em fündig. „Ach, was für nette Bikinis! Die würden meinen Mädels gefallen. Aber welche Größe?“ Denn meine magere Oberweite lässt sich nicht mit dem üppigen Dekolleté meiner Töchter messen. „Na ja,“ denk ich mir „Die Große soll im 4000 km entfernten Deutschland und die Kleine auf der Nachbarinsel zu Ha & EM gehen und die Dinger anprobieren. Dann passt’s.“ Wie? Ich erschrecke über meinen Gedankengang, aber der ist gar nicht so abwegig: von wegen „Fremde Länder, fremde Sitten“! Globalisierus totalis. Weltweit die gleiche Kleidung, europaweit die gleiche Währung und das gleiche Fastfood, kein Problem mit der Nahrungsumstellung. Was bleibt? Die fremde Sprache? Aber selbst die kann der Touri umgehen, wenn er sich in einem Hotel der Ballermänner einbucht. Bleibt das Meer, die Sonne und der Strand, wenn Letzterer nicht zugestopft ist mit Hochburgen und man vor lauter Beton den Sand nicht mehr sieht. Bei dieser Standard-Gleichmachung ist’s irgendwie traurig, reiselustig zu sein, oder?Aber der Sonnenuntergang ist trotzdem schön...
 

 


© M.Th. Kroetz Relin 2008- erschienen in "Die Aktuelle"   Heft 27

 
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